29. Juni 2022

Christival 2022

Von Falk Grosse

Nach 6 Jahren Planung war es am Himmelfahrtswochenende 2022 wieder soweit. Das christliche Jugendfestival „Christival“ öffnete in Erfurt seine Pforten und wir waren mit 22 Jugendliche dabei.

Die Veranstaltungsorte waren über die ganze Stadt verteilt. Das Hauptgeschehen spielte sich in und um die Erfurter Messe ab. Aber auch in der Eissporthalle, der Thüringenhalle und dem Kulturbahnhof „Zughafen“ gab es zahlreiche Veranstaltungen. Den geografischen Mittelpunkt der Festivitäten markierte der Domplatz mit einer kleinen Bühne und einem Riesenrad. So gab es für die 13.000 Teilnehmer viel Platz sich auszubreiten. Die vollen Straßenbahnen waren Zeugnis dieses großen auf die Stadt verteilten Angebotes. Natürlich war es nicht möglich alle Veranstaltungen zu besuchen. Allein schon einmal in diesen 5 Tagen an jedem Austragungsort vorbei zu schauen war eine große Herausforderung. Trotz der Menge an Orten und Teilnehmern war es aus meiner Sicht eine organisatorische Meisterleistung. Es gab für jeden etwas leckeres zu Essen, alle Veranstaltungen hatten einen reibungslosen Ablauf und es gab an jeder Ecke Personal, das einem in jeglicher Situation geholfen hat. Es kam kein Gefühl der Überforderung der Veranstalter auf. Dies war eher bei den Teilnehmern der Fall. 5 Tage sind schon eine lange Zeit, wer das Übernachten in Zelten oder Gemeinschaftsunterkünften nicht gewohnt war. Bei der 3 stündigen Abschlussveranstaltung am Samstag, unter anderem mit Bülent Ceylan (ich habe vor Lachen geweint), war die Kraft dann endgültig alle. Die Rettungssanitäter hatten gut zu tun, erschöpften Teilnehmern wieder auf die Beine zu helfen. Einige ergaben sich der Müdigkeit und schliefen auf ihren Sitzen oder auf dem Boden im Foyer der Messehalle. An diesem Punkt kam mir auch der Gedanke: Es ist genug. Diese Masse an Angeboten und Menschen muss man auch erst einmal verarbeiten, gerade auch nach zwei Jahren „Ruhe“.  

Während der ganzen fünf Tage hatten wir allerdings das Gefühl, wir befänden uns in einer Blase, voller Lobpreis, Begegnungen und Gemeinschaft, bei der die Außenwelt nur am Rande eine Rolle spielte. „Jesus liebt dich“ war der Tenor. Klingt beruhigend und schön, war aber unseren Jugendlichen zu wenig, zu oberflächlich und zu einfach. Kritische Betrachtungsweisen oder das Hinterfragen suchten wir meist vergebens. Auch theologisch vermissten wir Tiefe. Das Rahmenthema, der Philipperbrief von Paulus, wurde oft zitiert, wortwörtlich genommen aber leider nicht wirklich reflektiert. Es war eine interessante Erfahrung, in diese Welt voller eigener „Stars“ und „Merchandise“ hinein zu schnuppern, aber unseren Glauben hat es nicht wirklich weitergebracht. 

Jugendmitarbeiter Falk Grosse

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