10. August 2025

Vom Anfangen

Von C. Kühne
This entry is part 140 of 140 in the series geistliches Wort

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Die Ferien gehen zu Ende: Den Zauber des Anfangs müssen viele am ersten Schultag erstmal suchen. So leicht und zwanglos waren die sechs Wochen. Dagegen früh aufstehen, den leidigen Rucksack tagein tagaus wie ein Joch tragen, den strengen Regeln und Aufgaben unserer durch und durch leistungsorientierten Gesellschaft genügen – wo ist da bitteschön Zauber?

Ich denke an die leuchtenden Kinderaugen derer, die ihre Einschulung erleben. Sie tragen Festtagskleidung, eine Zuckertüte im Arm und im Gesicht Stolz. Diesem Anfang nach dem Abschied von der Kindergartenzeit wohnt wahrhaftig ein Zauber inne. Erwartungsfreudig und neugierig beginnen sie ihren Schulanfang.

Die Worte vom Zauber des Anfangs hat Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ niedergeschrieben. Es entstand im Mai 1941 nach langer Krankheit – eine Zeit, die den Glauben an einen Neuanfang braucht wie die Lebewesen das Licht. Hesse zieht der Erschlaffung, der lähmenden Gewöhnung ein gesund machendes Abschiednehmen vor: aufbrechen, neu beginnen, die Lebenskreise weiten und weiterreisen. Selbst im Sterben.

Ich reise mit meinen Gedanken zum ganzen Anfang. Im Anfang, so heißt es auf der ersten Seite der Bibel, schuf Gott Himmel und Erde. Kurz darauf spricht er: „Es werde Licht!“, und es ward Licht. Welcher Abschied davor stand, das weiß kein Mensch. Aber zauberhaft ist dieser Anfang, großartig und lichtvoll. Zauberhaft ist der, der jedem Dasein in großer Freiheit Räume und Zeiten schenkt bis hin zur Ewigkeit.

Innerhalb dieses verheißungsvollen Rahmens wünsche ich allen, die nun wieder anfangen, viel Neugier, Kraft und Heiterkeit: Du bist auf dem Weg, die nächste Lebensstufe zu erklimmen und dort wie auf einem Berg mehr Aussicht genießen zu können. Ihr seid auf dem Weg nicht allein: Der zauberhafte Höchste ist mit Dir und ebnet immer schon den nächsten Schritt.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.”

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