30. März 2025

Ein kleiner, orangener Ballon

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 139 of 139 in the series geistliches Wort

Liebe Leserinnen und Leser, es war am Donnerstag. Ich bin mit dem Rad unterwegs: später Nachmittag auf dem Heimweg, wolkenloser Himmel, die Sonne strahlt flach über das Land, man spürt die Kühle kaum. Da! Ein kleiner orangener Luftballon trudelt spielerisch vom Himmel herab. Die untergehende Sonne lässt ihn hell leuchten. Wie schön!

Ich bleibe mit dem Rad stehen. Es ist, als wolle der Ballon zu mir. Wenige Meter von mir entfernt landet er schließlich auf dem Feld. Ich gehe hin. Noch im Flug habe ich eine kleine hellblaue Karte bemerkt, die an ihm befestigt ist. Ein kleines Kind lächelt mir entgegen. Elina. Daten daneben. „Wir vermissen Dich unendlich!“, Namen der Eltern. Unfassbare Traurigkeit. Elina ist keine sechs Jahre geworden. Was war sie für ein Kind? Auf dem Foto sieht sie glücklich aus. Und jetzt? Zu wissen, es wird auf das „Warum?“ keine befriedigende Antwort geben. Nicht für mich, nicht für die Eltern, für niemanden. Die Sonne schleicht sich lautlos unter den Horizont. Die Kälte der Nacht macht sich bemerkbar. Der wolkenlose Himmel verliert seinen Glanz. So schwer, so traurig! Elina. Am Boden der Ballon, alle Kraft verloren, nur noch eine leere Hülle. Ich muss aufbrechen, schaue nach oben: Da! Engelsflügeln gleich eine einzige Federwolke. Von der Sonne, deren Kraft ich längst nicht mehr spüre, hell und freundlich erleuchtet. Ich nehme den kleinen blauen Zettel, fahre weiter, denke an das fröhliche Mädchen, das Schwere und meine Hoffnung. Vor mir die Engelswolke. Lange ist sie zu sehen, schwebt voran wie ein Hoffnungsbote.

Und heute in der Morgenandacht habe gebetet für Elina, für Ihre Familie: dass Elinas Seele federleicht in Gott geborgen ist und die Liebe stärker als der Tod sei.

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