7. September 2015

Krise?

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 32 of 134 in the series geistliches Wort

Krise – welche Krise?
Das liebe Leserinnen und Leser, war in diesen Tagen die Überschrift einer großen arabischen Tageszeitung. Die Überschrift bezog sich auf den Wirtschaftsteil: die Scheichs gehen weltweit Firmen einkaufen. Zur selben Zeit purzeln in Russland, Asien, Amerika und nicht zuletzt in Europa die Aktienkurse. An vielen Stellen versteckte Angst. Andere sind ganz entspannt, weil sie ohnehin keine großen Spareinlagen besitzen, manche vielleicht sogar ein bisschen schadenfroh, weil sie nicht weiter denken und die großen Zusammenhänge nicht verstehen. Krise? Wenn Sie in der Zeitung weiterblättern, werden Sie darauf stoßen: die Bevölkerungsentwicklung, bei uns zu wenig, weltweit viel zu viel. Oder Sie stoßen auf einen Artikel zum Thema Umweltschutz, Treibhausgase. Da schmilzt der Permafrost in Asien, Unmengen Methan werden freigesetzt, die Atmosphäre heizt sich noch  schneller auf…
Die ganze Welt steckt in der Krise! Das allerdings, liebe Leserinnen und Leser, das allerdings ist nichts Neues! Schon seit Menschengedenken steckt die Welt in der Krise. Das griechische Wort κριςισ heißt Entscheidung, Gerechtigkeit oder Gericht. Es wird in der Bibel verwendet, um das große Weltgericht am Ende der Zeit zu beschreiben, aber es taucht auch in fast sprichwörtlichen  Redewendungen auf („Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ oder: „Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.“).
Wenn wir jetzt von einer Finanzkrise sprechen, wird meistens damit gemeint, dass die Zeiten turbulent sind, in der eigentlichen Wortbedeutung hieße es aber, das Gericht gehalten wird. Worüber und wer oder was wird da verurteilt? Müssen wir diese Frage wirklich stellen? „Du sollst nicht stehlen“, „Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Haus, Hof…usw.“ oder “Du sollst nicht falsch  Zeugnis geben“. Da war doch was! Ach, ja, die 10 Gebote!
Diese so genannte Finanzkrise ist nicht vom Himmel gefallen,  sondern Folge einer der Totsünden: Habgier. Da können Menschen den Hals nicht voll genug bekommen, spekulieren und bauen eine riesige Blase auf. Buff, sie platzt & jetzt kommt die Rechnung! Genauso verhält es sich mit all den anderen Krisen, die uns tagtäglich begegnen: sie allesamt sind Folgen menschlichen  Fehlverhaltens. Κριςισ – heißt aber nicht nur Gericht, sondern auch Entscheidung. Das bedeutet, wir sind nicht einer Willkür  ausgeliefert, sondern wir sind entscheidungsfähig. Wir müssen nur  bereit sein zu akzeptieren, dass jede Krise ein Spiegel ist, der uns ein unschönes Bild von uns selbst zeigt. Dann können wir Menschen aus den großen und kleinen Krisen lernen!
Ihr Pfr. Th.-M. Robscheit aus Kapellendorf

Oktober 2008

Print Friendly, PDF & Email
Series Navigation<< Thomas & MichaelFatalismus >>