Luther tanzt
16. Mai 2017

Luther tanzt

Von Th.-M. Robscheit
Luther tanzt  – The Playfords

Unter dem Moto Luther tanzt haben die KG Kapellendorf und der Förderverein Kapellendorf zu einem Konzert- & Tanzabend mit „The Playfords“ in die Kapellendorfer Kirche eingeladen. Das Konzert war sehr gut besucht & die Musiker belohnten alle Gäste mit einem unvergleichlichen Hörerlebnis. Die historischen Instrumente kamen bei der guten Akkustik der Kapellendorfer Kirche voll zu Geltung.
Bereits morgens 06:00 war der Backofen auf dem Schenkplan angeheizt worden, es wurden Brote gebacken. Zu Konzert dann konnte man neben dem Hörgenuß auch leiblich genießen: frisches Brot mit Butter oder Schmaz, dazu natürlich auch Getränke.
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The Playfords

stehen für authentische wie innovative Interpretation von Tanzmusik aus Renaissance und Frühbarock. Auf historischen Instrumenten spielen sie Alte Musik in neuen Arrangements. Sie entsteht aus spontanen Improvisationen und reift in Zusammenarbeit mit Tanzmeistern und durch viel Bühnenerfahrung. Das fünfköpfige Ensemble gründete sich 2001, inspiriert durch „The English Dancing Master“ von John und Henry Playford. In dieser, erstmals 1651 erschienenen Sammlung, sind bekannte Melodien der Zeit mit passenden Tanzanweisungen notiert. Mit ihrer spielerischen Herangehensweise an alte Musik stellen sich The Playfords in diese Tradition. Augenzwinkernde Bezüge zu aktueller Musik sind unvermeidlich. Passend zum Reformationsjahr 2017 sind the Playfords mit ihrem Programm „Luther tanzt“ unterwegs. Die aktuellen Auftrittsorte finden Sie auf der Webseite der Band The Playfords.

Seit ihrem 10-jährigen Bestehen 2011 veranstalten The Playfords das PLAYGROUND festival of early music folk in Weimar.

„…greift frisch in die Claves und singet drein, bis die traurigen Gedanken vergehen“

Bereits der Student Luther galt unter seinen Kommilitonen als ihr „musicus et philosophus“. Er spielte Laute und Flöte. Zeit seines Lebens – wie sein enger Freund Johann Walter sich erinnert – ward „der thewre Mann vom Singen so lustig und fröhlich im Geist, daß er des singens schier nicht kondte müde und satt werden.“
Musik galt Luther als die wertvollste Kunst nach der Theologie.

Es sind Lieder geschaffen und vor Euch gesungen, damit ihr sie singt hier und in den Häusern, aber ihr sitzt hier wie die Klötze“ (Luther, 1526)

Reformation und Musik

Luthers Liebe zur Musik wurde prägend für Gebiete „lutherischer“ Konfession. Dies geschah zum einen innerhalb des Gottesdienstes, deren reiche vorreformatorische Form die Wittenberger Reformatoren nur dort antasteten, wo es theologisch zwingend schien. Zum anderen aber auch im Alltag, dem Luther eine große Sinnenfreude zugestand, sofern diese nicht von der reinen Lehre hinwegführe. darin unterscheidet er sich grundlegend von anderen Reformatoren etwa Calvin oder Zwingli.

Es gibt umfangreiche Liedsammlungen der Reformationszeit. Bei der Arbeit, auf den Straßen, in der Hausgemeinschaft gehörte Gesang wie selbstverständlich dazu. Die lutherischen Reformatoren wussten das zu nutzen. Neuigkeiten, auch die Neue Lehre wurden „ausgesungen“. Philipp Melanchthon berichtet: „Ich habe oft auf Reisen nur vom Gesang der Mädchen und der Pflüger auf den Feldern wahrgenommen, an welchem Ort nach welcher Kirchenlehre geleitet und gelebt wird.“  Viele nutzten die Popularität bekannter Lieder für die eigene Sache und gaben weltlichen Melodien neuen Inhalt.  Dank „O Haupt voll Blut und Wunden“ oder „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn“ lassen sich fast verlorene Volkslieder rekonstruieren. Ältere geistliche Weisen, die mit deutschem Text versehen wurden, gab es kaum.

Luthers einzige eigene solche Kontrafaktur „Vom Himmel hoch“ folgt dem populären Reigen „Ich kumm aus frembden Landen her“, mit dem Tänzer und Tänzerinnen spielerisch umeinander warben. Schließlich aber war es ihm wohl doch unbehaglich, dass dieser Tanz zwangsläufig immer mitzuhören war, und so ersetzte er ihn durch die bis heute gängige Weise. Diese allerdings kam dann durch das Schaffen J.-S. Bachs zu wirklicher Berühmtheit. Bach verwendete die Weise gleich dreimal im Weihnachtsoratorium.

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