8. September 2015

Technik

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 79 of 136 in the series geistliches Wort

Sie kennen das auch, liebe Leserinnen & Leser, die vielen kleinen, praktischen Helferlein im Alltag. Gestern bei Figaros Hochzeit musste ich wieder daran denken: Die Leichtfüßigkeit des Alltages der Bediensteten gab es nur in der Oper. Im richtigen Leben war deren Leben ebenso mühevoll, wie das aller anderen einfachen Leute. Allein die Reinigung der Kleidung ist mit heute gar nicht mehr vergleichbar: Rüschen & Spitze mußten ständig abgetrennt & wieder angenäht werden, Gewaschen wurde mit dem Waschbrett („Was bitte ist das?“, fragen jetzt die Jüngeren) und das Wasser selber mußte auch geschleppt und im Kessel erhitzt werden. Waschmaschine, Trockner & Geschirrspülmaschine sind schon tolle Erfindungen. Und das Auto! Telefon nicht vergessen! Und den Computer…
Sie merken, uns fallen dutzende Geräte ein, durch die unser Leben einfacher wird; aber sie machen auch abhängig. So eine Situation wird im Alten Testament beschrieben: Die Israeliten sind Sklaven des ägyptischen Pharao, wie sind sie dazu geworden? Es wird nicht von einem Krieg berichtet, nein, sondern Generationen früher war es bequemer, sich in ägyptische Abhängigkeit zu begeben. Heute sind wir in der gleichen Situation: wir geben aus Bequemlichkeit stückchenweise unsere Freiheit auf. Wie zu allen Zeiten, reden sich die Betroffenen das dann selber schön, um die bittere Wahrheit zu verdrängen; denken Sie an „Biedermann und die Brandstifter“! Und heutzutage? Am deutlichsten wird das beim bedenkenlosen Umgang mit der Computertechnik, vor allem von Leuten, die nicht wirklich davon Ahnung haben. „Bei facebook und whatsapp sind Sie nicht der Kunde, sondern die Ware“, so kürzlich ein Mahner. Wie nennt man das, wenn Menschen zur Ware werden?
Ob Gott uns wieder einen Mose schickt, oder sollten wir mündig genug sein, unsere Freiheit nicht leichtfertig aufzugeben?

Ihr Pfr. Th.-M. Robscheit

August 2015

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