15. September 2015

Pfarrer Robustheit

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 80 of 134 in the series geistliches Wort

„Lieber Pfarrer Robustheit,…“ so wurde ich neulich in einer e-mail angesprochen, die automatische Rechtschreibprüfung konnte mit „Robscheit“ offensichtlich nichts anfangen. Ich habe geschmunzelt und mir fiel ein, dass mir einmal beinahe ein richtiges Malheur passiert wäre: Im Einladungsbrief für die Kirchennacht in Kapellendorf wurde aus dem geplanten Aufbauen der Schlafplätze: „16:00 treffen wir uns zum Komasaufen.“ – Habe ich aber beim Korrekturlesen noch bemerkt! Stellen Sie sich vor, es wäre mir durchgerutscht! Wie oft passiert sowas in der Hektik! Wir sind unachtsam und plötzlich, ohne dass wir uns einer Schuld bewußt sind, stoßen wir andere Menschen vor den Kopf. Manchmal ist es Oberflächlichkeit, manchmal ein anderes Verständnis von Humor, manchmal andere Traditionen oder ein anderer Sprachcode. Da wird „mein Dicker“ als Kosename verwendet, ein anderer wär zu tiefst beleidigt. Wenn das schon so schnell in unserem unmittelbaren Umfeld geschieht, wie schnell wird das erst gehen, wenn wir mit Fremden zu tun haben! Es ist abzusehen, dass unser Land vielfältiger werden wird & damit die Anzahl der Fettnäpfchen zunimmt. Einem Syrer ein Gehacktesbrötchen oder eine Bratwurst als Spezialität anzubieten, wird wohl nicht auf Gegenliebe stoßen.
Oder aber wir sind die, die sich vor den Kopf gestoßen fühlen, übergangen oder nicht ausreichend gefragt. Wie gehen wir mit solchen Verletzungen um? Machen wir „dicht“, sind beleidigt und ziehen uns in die Schmollecke zurück? Damit ist niemandem geholfen! Es hilft nur eins: Menschenliebe und, ja und etwas innere Robustheit.

Ihr Pfr. Th.-M. Robscheit

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