8. September 2015

Trauerfeier

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 48 of 134 in the series geistliches Wort

Liebe Leserinnen und Leser,
Am Wochenende werden mit Ernst angesichts der Verstorbenen, um die wir trauern, Gräber besucht. Wir Christen erwarten das ewige Leben, warum sind wir traurig? „Ja, soll eine Trauerfeier etwa lustig sein?!“, werden Sie mich fragen. Nicht lustig, aber fröhlich! Ich habe das schon erlebt! Es ist viele Jahre her. Eine alte Frau war gestorben, die Kinder und Enkel haben den Leichnam drei Tage aufgebahrt und Totenwache gehalten. In dem mit Kerzen geschmückten Raum war immer irgendeiner aus der Familie da. Jeder konnte so ganz persönlich Abschied nehmen. Dann am dritten Tag habe ich die Familie abgeholt und wir sind mit dem Sarg in die Kirche gezogen. Die Trauerfeier war auf eine befreiende, im Wortsinn wunderbare Weise sehr würdig – und fröhlich.
„Es hat nicht jeder die innere Größe, so Abschied zu nehmen!“, werden sie mir entgegnen. Und zum Teil muss ich Ihnen auch recht geben, aber eben nur zum Teil. Es ist eine Frage der Einstellung, ob eine Trauerfeier mit einer Tasse Kaffee „schnell noch hinterher“, abgehakt wird, oder ob die Hinterbliebenen dem Verstorbenen eine FEIER ausrichten. Das ist weniger eine Frage des Geldes, als vielmehr, ob man sich Gedanken macht und das Schmerzliche des Abschieds, der immer auch Abschied von einem Teil des eigenen Lebens ist, zulässt und durchlebt. Wir haben eine lange Tradition von Riten, die helfen, eine Trauerfeier würdig zu gestalten. Predigt, Gebet, Musik und Gesang (!) gehören dazu und auch der Leichenschmaus. Wahrscheinlich hat es jeder von Ihnen schon erlebt, wie dann das Leben den Tod zurückdrängt:: es werden lustige Geschichten erzählt.
Eine Bitte zum Schluss: Wenn Sie „Abschied ist ein scharfes Schwert“, zum Abschied spielen wollen, achten sie vorher auf den Text und überlegen sich, ob es das ist, was Sie Ihrem Verstorbenen mit auf den letzten Weg geben wollen.
Ihr Th.-M. Robscheit

November 2011

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