8. September 2015

Advent

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 70 of 134 in the series geistliches Wort

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.

Kennen Sie diese Zeilen, liebe Leserinnen & Leser? Ein Adventsgedicht? Ja, richtig.
Advent, was ist das doch für eine schöne Zeit! So beschaulich, viel Kerzenschein, man sitzt ganz ruhig und genießt die ruhigen Nachmittage. Isst Stollen und liest ausgiebig, möglichst am warmen Ofen. Schön, einfach nur schön!
„Schön wär´s!“, werden wohl einige von Ihnen jetzt wehmütig denken. Was nicht alles gerade jetzt noch erledigt werden muss! Und da sind die privaten Vorbereitungen bei manchen noch der geringste Teil! Das Adventsgedicht oben, was bedient das doch für ein albernes Klischee: der friedliche, ruhige Advent. In Wirklichkeit wird doch nochmal richtig aufgedreht!
Kann man sich dagegen wehren? Wo doch von allen Seiten Erwartungen an einem zerren werden? Kann es uns gelingen, nicht nur getrieben zu sein? Es ist doch illusorisch, in den Wochen vor Weihnachten die ganze Zeit entspannt und besinnlich zu sein!
Die ganze Zeit schon, aber jeden Tag 30 Minuten? Wäre das auch unrealistisch? Ganz bewusst den Alltag durchbrechen? Sich Zeit zu nehmen für Schönes, Besinnliches, Nachdenkliches oder auch Provozierendes!
Ich werde es jedenfalls versuchen. Meine Frau bekommt einen Adventskalender, in dem jeden Tag ein Teil eines Krimis versteckt ist. Jeden Tag 30 Minuten gemeinsam Kaffeetrinken und diese Geschichte vorlesen. Kein Telefon, keine Termine! Ob ich das durchhalte? Am 24. abends bin ich schlauer!
Ach, und das Gedicht von der heilen Adventswelt? Geben Sie einfach die erste Zeile in eine Suchmaschine ein, lassen sich den Stollen schmecken und genießen wie großartig man mit Klischees aufräumen kann. – Schon haben Sie Ihren Alltagstrott für ein paar Minuten durchbrochen!
Ihr Pfr. Th.-M. Robscheit

November 2014

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