8. September 2015

gehen

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 64 of 134 in the series geistliches Wort

Liebe Leserinnen & Leser!
„Was ist denn passiert?“, so begrüßte mich gestern ganz erstaunt ein Gemeindeglied am Ortsrand von Kleinromstedt. Was passiert ist?, nun war ich erstaunt – und verunsichert. Hatte ich mich voll Farbe geschmiert? Oder die Jacke linksrum angezogen? Mache ich mich gerade zum Gespött der Leute?
Oder ist es plötzlicher starker Haarausfall, den ich nicht bemerkt habe? Ich war ratlos. Vielleicht blutete ich nach einem Unfall, stand unter Schock und konnte mich selber nicht daran erinnern. So was hört man ja immer wieder. Ein schneller Blick auf meine Hände und den Boden. Ich sehe kein Blut heruntertropfen und bin etwas erleichtert. Vorsichtig: „Nichts ist passiert.“ Aber ich bin immer noch sehr verunsichert. Oder ist etwas mit Frieda, unserem Hund? Die lief doch ganz normal neben mir her. Habe ich nur eine leere Leine in der Hand? Ein weiterer Blick nach unten: nein, alles ok. „Warum fragen Sie?“ „Na, weil Sie hier laufen!“
Weil ich laufe? Ich mache mir ängstliche Gedanken, dabei ist es „nur“ ungewöhnlich, dass jemand ein paar Kilometer von zu hause weg per pedes unterwegs ist! In was für einer Zeit leben wir bloß? Vor wenigen Jahrzehnten sind Menschen durchschnittlich über 8 km täglich gelaufen, heute sind es weniger als 1,5!

Ich kläre den Mann auf, dass ich keinen Unfall hatte, dass das Auto auch nicht gestohlen wurde oder kaputt am Straßenrand steht, sondern ich einfach nur zu Fuß einen Gemeindebesuch gemacht habe. Wir reden noch ein paar Minuten, dann breche ich auf. Eine gute halbe Stunde später bin ich zu hause, die Sonntagspredigt hat unterwegs Gestalt angenommen und ich fühle mich gut. Obwohl der Weg eigentlich Zeit gekostet hat, habe ich doch welche gespart!
Ihr Th.-M. Robscheit

Februar 2014

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