Gib Frieden, Herr, gib Frieden
Gib Frieden, Herr, gib Frieden,
die Welt nimmt schlimmen Lauf.
Recht wird durch Macht entschieden,
wer lügt, liegt obenauf.
Das Unrecht geht im Schwange,
wer stark ist, der gewinnt.
Wir rufen: Herr, wie lange?
Hilf uns, die friedlos sind.
Diese Verse, liebe Leserinnen und Leser, des niederländischen Theologen Jan Nooter stammen aus dem Jahr 1963. Sie sind auf bedrückende Weise aktuell. Fassungslosigkeit, Mitleid, Wut und ein Gefühl der eigenen Bedrohung mischen sich: „Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich bete, dass der Krieg nicht bis zu uns kommt“, so eine Frau zur Friedensandacht. Eben gerade war ein Mann bei mir, hat sein Herz ausgeschüttet: „Ich bin völlig neben der Spur. Am liebsten würde ich hinfahren und dem (Putin) eine auf´s Maul hauen!“. Eine Frau ist verzweifelt, weil Kinder aus Tschernobyl, die sie hier betreut hat, jetzt als Erwachsene in den Krieg ziehen müssen. Die scheinbare Hilflosigkeit und das Grollen der Horizonte bedrängen uns. Da hilft es, über die Sorgen zu reden: mit anderen vielleicht in den Friedens- oder Passionsandachten. Oder mit Gott, alleine in der Kirche und vielleicht eine Kerze anzünden und das Lied zu Ende singend beten:
Gib Frieden, Herr, gib Frieden:
Denn trotzig und verzagt
hat sich das Herz geschieden
von dem, was Liebe sagt!
Gib Mut zum Händereichen,
zur Rede, die nicht lügt,
und mach aus uns ein Zeichen
dafür, daß Friede siegt.
Bleiben Sie behütet!
Der Artikel wurde erstmals veröffentlicht in der Apoldaer Ausgabe der Thüringer Allgemeinen vom 05. März 2022