12. November 2015

Martinstag

Von Th.-M. Robscheit
Martinstag

Am 11. 11. wird in Kapellendorf traditionell der Martinstag gefeiert. Jeweils 17:00 treffen sich Kinder & Erwachsene in der Kapellendorfer Kirche.

In der Kirche wird eine Andacht gefeiert, bei der Martin von Tours und sein Handeln in Nächstenliebe eine besondere Rolle spielen. Die legendäre Teilung des Mantels als ein Werk praktischer Nächstenliebe ist auch für Kinder verständlich: gib denen ab, die nichts haben. In der Andacht hat der Kapellendorfer Kinderchor ein Martinslied vorgetragen. Der Martinstag wird am Todestag des martin von Tours begangen. Martin Luther, der am 10. 11. 1483 geboren worden war, wurde am 11. 11. 1483, dem Martinstag getauft (& daher auch sein Vorname!)

Nach der Andacht gab es einen Lampionumzug durch das Dorf bis in die Wasserburg. Der Umzug wurde freundlicherweise durch die Freiwillige Feuerwehr Kapellendorf abgesichert.

In der Burg konnte man sich bei Kinderpunsch und Glühwein aufwärmen & Hörnchen miteinander teilen, wie das am Martinstag  üblich ist. In diesem Jahr hatten sich nur wenige Eltern am Backen beteiligt, so dass die Hörnchen beizeiten alle waren. Auch eine Erfahrung, dass man nicht immer nur Überfluß hat!

Hier einige Bilder vom Martinstag 2015:

 

Hintergrund: Martin & Kapellendorf

Martin und Kapellendorf sind auf verschlungenen Wegen miteinander verbunden:

  1. wikipedia: Kapelle kommt von lateinisch cappa ‚Mantel‘; Diminutiv capella. Damit wurde ursprünglich der Ort bezeichnet, an dem im 7. Jahrhundert die Mantelhälfte des heiligen Martins von Tours in Paris als Reichsreliquie verehrt wurde.

  2. (Land Thüringen): http://www.thueringen.de/imperia/md/content/lzt/wappen.pdf , S. 100: „ Der Ortsname Kapellendorf, im Mittelalter Capeldorf, geht auf das Wort „cappa“ zurück, Bezeichnung für das fränkische Feldzeichen der Nachbildung des Mantels des heiligen Martin, dem Nationalheiligen der Franken, und belegt die Bedeutung der Örtlichkeit, in der durch den Sitz eines fränkischen Anführers ein solches Zeichen stationiert war.

  3. Ökumenisches Heiligenlexikon, Martin von Tours : König Chlodwig I. erklärte Martin zum Schutzherrn der fränkischen Könige und ihres Volkes. Martins Mantel galt als fränkische Reichsreliquie, er wurde seit 679 am Königspalast in Paris aufbewahrt und auf allen Feldzügen mitgeführt. Wohl unter Pippin dem Mittleren kam diese cappa in die Obhut der Karolinger, die die Martinsverehrung belebten und nach Friesland und in die rechtsrheinischen Gebiete verbreiteten. Die Reliquien wurden größtenteils im 16. Jahrhundert von Hugenotten zerstört, Reste sind in der 1902 neu erbauten Martinskirche in Tours.

  4. Die Kirche von Kapellendorf; darin: Wittmann, Helge; S. 11 (6 öfter): „dass die hiesige Kirche den Ortsnamen Kapellendorf geprägt hat…“

  5. Die Kirche von Kapellendorf; darin: Tebruck, Stefan:

    1. S.70-75, dort wird der Reliquienschatz des Kloster aufgeführt, ein Mantel des Hlg. Martin ist nicht dabei, allerdings 109 nicht beglaubigte Reliquien. „Offensichtlich wußte man im Juli 1427… als man den Reliquienschatz überprüfte und das Verzeichnis anlegte, über die meisten Stücke keine Auskunft mehr zu geben. Sehr wahrscheinlich fehlten demnach… …kleine Pergamentstreifen, die an jeder einzelnen Reliquie befestigt sein mussten…“

    2. S. 66„Welches Schicksal der Kapellendorfer Reliquienschatz nach der Auflösung des Nonnenkonventes… erlitt, ist indes nicht überliefert.“ S. 69

Fazit: Es lässt sich nicht belegen, dass ein Teil des Mantels des Hlg. Martin in Kapellendorf ist bzw. dauerhaft war. Sicher ist, dass sich der Ortsname entweder direkt (so 2.) oder indirekt über den Kirchenbau (so 4.) auf den Mantel des Hlg. Martin bezieht. Zu beachten ist, dass es sich bei der Reliquie nur um den Mantelteil handelt, den Martin behalten hatte; über die andere Hälfte gibt es keine mir bekannten Aussagen, also viel Raum für Spekulationen!

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