13. April 2021

Sie feiern die Auferstehung des Herrn

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 116 of 136 in the series geistliches Wort

„Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.“

Na, liebe Leserinnen und Leser, erkennen sie diese Zeilen? Richtig! Sie stammen aus Goethes Osterspaziergang. Können Sie sogar noch das ganze Gedicht? Jetzt, 215 Jahre später, steht wieder Ostern vor der Tür. Vielleicht sind wir ähnlich zerrissen wie damals der Faust und es schlagen, ach, zwei Seelen in unsrer Brust: Vernunft und Vorsicht auf der einen Seite und auf der anderen zunehmende Sehnsucht, der dumpfen Enge zu entfliehen; hinaus ins farbige Getümmel. Ostern, da bricht das Leben hervor. Eigentlich. Doch wir sind ausgebremst, flügellahm. Und wer doch ungeduldig das enge Nest verlässt und losfliegt, der wird zumindest scheel beäugt.

Ostern, der Sieg des Lebens? Die Botschaft hör´n wir wohl, allein uns fehlt der Glaube. Wir sind doch nach wie vor gefangen! Und was noch schlimmer ist: Resignation macht sich schleichend breit, Hoffnungsziele versinken irgendwo im Staub der Zukunft.

So wie eben beschrieben, fühlten sich die Freunde Jesu vor knapp 2000 Jahren: die Botschaft gehört, aber nicht geglaubt, in sich verschlossen und mutlos; unfähig, etwa anderes als Trostlosigkeit wahrzunehmen. Doch dann brach das Leben herein! Ein Geschenk, unfassbar, nach wie vor. Keineswegs war nun alles eitel Sonnenschein! Etliche Schwierigkeiten begannen jetzt erst richtig! Und trotzdem war alles neu, belebt und kraftvoll: Gottes Lebenslicht bricht durch die dunkle Tristesse, verändert den Blick, das Fühlen, wälzt die schweren Steine von der Seele und dann: grünet Hoffnungsglück.

Diesen belebenden Lichtstrahl Gottes in Ihre Seele wünsche ich Ihnen zu diesem Osterfest.

Ihr Pfr. Th.-M. Robscheit

 

Der Artikel erschien erstmals in der Apoldaer Osterausgabe der Thüringer Allgemeinen  2021.

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