4. September 2015

siebentausend Jahre

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 21 of 134 in the series geistliches Wort

Manchmal liebe Leser, manchmal liest man etwasnur so nebenbei, einen Artikel zum Beispiel. Der Inhalt interessiert vielleicht gar nicht so sehr und später dann fängt man doch an, über das Gelesene nachzudenken.
So ist es mir vor einigen Tagen gegangen. In einer Zeitschrift habe ich gelesen, dass man in irgendeiner Höhle eine uralte Flöte aus Mamut-Elfenbein gefunden hat. Die Forscher glauben, dass diese Flöte das älteste bekannte Instrument ist. Schön und gut, so denke ich und will die Zeitung weglegen, aber aus Gewohnheit lese ich den kurzen Artikel zu Ende. Man erfährt, wie diese Flöte hergestellt wurde, dass man sie schräg anblasen musste usw. Dann in den letzten Zeilen kommt noch mal das Alter zur Sprache. So zwischen 30.000 und 37.000 Jahre, genau lässt sich das nicht datieren.
Zwischen 30.000 und 37.000 Jahre, das sind siebentausend Jahre, die man nicht genauer eingrenzen kann. Siebentausend, in denen scheinbar keine großartigen Veränderungen gewesen sind.
Wie ist das dann in den letzten 7.000 Jahren gewesen? Vor siebentausend Jahren war an Apolda nicht zu denken, selbst Rom, die „ewige“ Stadt wurde erst etwa 4200 Jahre später gegründet. Vor siebentausend Jahren hatten die Assyrer ihr Reich noch nicht aufgebaut, an ihre segensreiche Erfindung, das Rad, war noch lange nicht zu denken!

Diese läppischen 7000 Jahre, die bei der Datierung der Flöte keine Rolle spielen, erscheinen unvorstellbar lange. Selbst ein Zehntel davon, 700 Jahre, können wir kaum erfassen: Vor 700 Jahren, um 1300, war das Mittelalter in seiner Blüte, Elisabeth von der Wartburg hatte sich für die verarmten Landbewohner eingesetzt, war gestorben und wegen ihrer Nächstenliebe heilig gesprochen worden. Das Kloster in Kapellendorf war wenige Jahrzehnte alt. Was in diesen 700 Jahren noch alles passiert ist! Martin Luther und die Reformation, Buchdruck erfunden, Dampfmaschinen, Eisenbahnen, Telefon, Automobile.

Nein, selbst 700 Jahre können wir nicht erfassen, aber vielleicht ein Zehntel davon: 70 Jahre. Was ist in den letzten 70 Jahren alles passiert: In Deutschland sind die Nazis an die Macht gekommen, wir haben einen Krieg begonnen, der Millionen Menschen das Leben gekostet hat, die Amerikaner haben die erste Atombombe geworfen, Autos sind selbstverständlich auf unseren Straßen, es gibt nun Handys, Computer, Herzschrittmacher und Insulin, Flugzeuge mit denen man in den Urlaub fliegen kann, ja in den letzten 70 Jahren hat sich die Welt sehr verändert!

70 Jahre, ein Menschenleben lang. Was sind diese 70 Jahre angesichts der 700, der 7000 gar? Was ist der Mensch? Im scheinbar immer schneller rasenden Zug der Zeit: eine Winzigkeit! „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ lesen wir in den Psalmen. Eine Winzigkeit ist der Mensch; für Gott eine unendlich große Winzigkeit!

Ein gesegnetes Wochenende wünscht Ihnen Ihr Thomas Robscheit, Kapellendorf

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