Wo ist Merlot?
5. Oktober 2017

Wo ist Merlot?

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 15 of 134 in the series geistliches Wort
Das ist, liebe Leserinnen und Leser, nicht die bange Frage nach Wein an einem lauen Sommerabend. Merlot ist ein Hühnerkücken, inzwischen in der Hühnerpubertät. Sein Nest war verlassen worden, das Ei schon ganz kalt, aber irgendwie hatte ich den Eindruck es ist noch Leben darin und so  habe ich mich darum gekümmert, als er geschlüpft war den Winzling  in einer Tasche am Körper getragen und ihn jeden Abend aus der Voliere ins Haus geholt. Wenn ich das mal vergessen hatte oder spät nach hause kam, stand er schimpfend an der Tür...
Und gestern war Merlot weg. Nirgendwo zu sehen. Ich bin zweimal durch die Voliere gegangen, alle anderen Vögel waren da. Aber kein Merlot. Sie können sich denken, wie traurig ich war. Wie sollte er herausgekommen sein oder ein Marder, Waschbär oder ähnliches hinein? Aber irgendwie mußte das Unheil ja passiert sein!
Es hat mir keine Ruhe gelassen. Ich hatte eigentlich genug zu tun. Doch alles andere blieb liegen, ich bin nocheinmal in die Voliere gegangen und habe buchstäblich jeden Stein umgedreht. Da habe ich ihn gefunden! In eine Mauerspalte war er voller Übermut hineingekrochen und nicht wieder herausgekommen. Die Freude war groß, bei mir und auch bei Merlot.
Auch uns, liebe Leserinnen und Leser, geht es manchmal wie Merlot. Aus irgendeinem Grund verkriechen wir uns in eine Ecke. Dann haben wir uns so ins Abseit manövriert, dass wir im übertragenen Sinne nicht mehr heraus kommen. Mir tut es da gut zu wissen, dass auch mich jemand suchen wird. Dass Gott mich nicht verloren gibt!

Ihr Th.-M. Robscheit
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