8. September 2015

Arm gebrochen

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 77 of 134 in the series geistliches Wort

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht erinnern Sie sich. Vor zwei Jahren hatte ich in einem geistlichen Wort darüber berichtet, wie ich zu Fuß in Kleinromstedt zu einem Gemeindebesuch war. Damals wollte ich nur das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. In dieser Woche nun war ich nach Apolda und zurück gelaufen. Diesmal allerdings, weil ich wegen meines gebrochenen Armes nicht Autofahren kann & ich einen angekündigten Besuch nicht absagen wollte. Den Bus hatte ich verpasst (Versuchen Sie mal mit einer Hand sich einen Zopf zu binden!) Also bin ich gelaufen.
Wieder ging es mir so, dass die lange Zeit, in der man nichts anderes macht als zu gehen, geschenkte Zeit zum Nachdenken ist.
Doch es ist nicht nur die schöne Erfahrung der terminlichen Leere, weswegen ich Ihnen das schreibe. Schon auf dem Hinweg die erste Überraschung: Herr B. hatte zufällig erfahren, dass ich zu Fuß unterwegs bin, hat sein Auto geholt, mich in Herressen aufgelesen und quer durch Apolda gefahren. Auf dem Rückweg dann immer wieder Leute, die ich eigentlich schon länger mal sprechen wollte, doch extra mit dem Auto bin ich nie hingefahren. Jetzt hatte ich ja Zeit! Und so habe ich schließlich auch ohne schlechtes Gewissen in Oberndorf die Einladung von Fam. W. angenommen & mich mit ihnen in den schattigen Hof gesetzt, über Tauben, gebrochene Arme, Kirchenführungen und Dacharbeiten geplaudert und ein kühles Bier genossen.
Als ich am frühen Nachmittag wieder in Kapellendorf angekommen bin, war ich zwar etwas geschafft, aber auch sehr zufrieden! Ich fühlte mich als Mensch und nicht als Rädchen im hektischen Getriebe!
Manchmal, liebe Leserinnen & Leser, sind es die Widrigkeiten und Hindernisse, die uns als Menschen leben lassen. Wir wünschen uns Sorgen oder Probleme nicht, aber hin und wieder kann es uns gelingen, gerade wegen dieser Unbilden (mit-)menschlicher zu sein. Ich wünsche Ihnen solche Erfahrungen, auch ohne wochenlang gehandicapt zu sein!

Ihr Pfr. Robscheit
aus Kapellendorf

Juni 2016

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