7. September 2015

Herzlich Willkommen

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 42 of 134 in the series geistliches Wort

Wir hatten´s gut im Urlaub: so zwischen 15 -20°C, gelegentlich Regen. Hört sich komisch an, liebe Leserinnen und Leser. Wer ist schon dankbar für regnerisches, kühles Urlaubswetter? Nun ja, in diesem Jahr war das nicht verkehrt.
Das ist schon eigenartig mit uns Menschen: regnet es, fragen wir, wann mal wieder richtig Sommer ist (man denke an den Mai), ist dann Sommer, warten wir schon fast auf den feuchten Herbst…und vom Winter wollen wir gar nicht erst reden.
Aber davon wollte ich gar nicht schreiben, sondern Ihnen von einem Urlaubserlebnis berichten. Wir waren in Schottland unterwegs, unser Quartier war in einem ganz kleinen Dorf. Am Sonnabend sind wir zur Kirche gegangen um nachzusehen, wann denn Gottesdienst ist. Es war überraschend, dass jeden Sonntag 10:00 Gottesdienst ist (davon können unsere Dörfer ja nur träumen!). Berührt hat mich aber ein großer Zettel im Schaukasten, auf dem zu lesen stand, dass man ganz herzlich willkommen sei.
Wir sind am nächsten Tag kurz vor zehn zu der kleinen Kirche gegangen, am Eingang wurden wir von einer Kirchenältesten freundlich begrüßt, wo wir her kämen und wie lange wir bleiben würden und Entschuldigung für das schlechte Wetter.
Als wir Platz genommen hatten, drehte sich eine Frau um, auch sie begann gleich ein Gespräch mit uns, fast selbstredend begrüßte uns auch der Pfarrer zu Beginn des Gottesdienstes. Im Anschluß wurden wir zum Kirchenkaffee und dann auch noch zum Mittagessen eingeladen. Der Besuch bei dieser Kirchgemeinde war für uns ein ganz besonderes Erlebnis, trotz aller Sprachprobleme haben wir so auch die Menschen in einen fremden Land, ihre Sorgen & Hoffnungen kennen gelernt. „Sie sind ganz herzlich willkommen!“ – ja, das stimmte. Wir hatten fast den Eindruck, dass es für die kleine Gemeinde gar nichts wichtigeres gab, als andere zu sich einzuladen und gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Ich wünschte mir, dass auch unsere Kirchen und Gottesdienste so freundlich Fremde auf nähmen.
Aber, liebe Leserinnen und Leser, das ist nur eine Seite der Medaille. Hätten wir uns von der Einladung nicht ansprechen lassen, hätten unser Zaudern, Fremdes zu wagen und vielleicht nicht alles zu verstehen, nicht überwunden, hätte es diesen Sonntag mit seinen wichtigen Eindrücken nicht gegeben! Man muss sich auch auf den Weg machen!
Ich wünsche mir, dass wir lernen, ebenso einladend zu sein wie die Schotten und ich möchte Sie ermutigen, sich auch auf Unbekanntes einzulassen, sei es hier oder in der Fremde.

Ihr Pfarrer Th.-M. Robscheit, der sich über das sonnige Wetter in Thüringen jetzt richtig freut.

Juli 2010

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