Melancholie
8. März 2020

Melancholie

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 7 of 136 in the series geistliches Wort
Melancholie

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin…“

Sie kennen, liebe Leserinnen und Leser vermutlich das Gedicht, dem diese Zeilen entstammen. Wahrscheinlich kennen Sie auch das beschriebene Gefühl: Melancholie, Traurigkeit, vielleicht sogar Schwermut. Aber erinnern Sie sich auch, wann Sie das letzte Mal melancholisch waren? Ich meine nicht tief traurig, weil Sie enttäuscht wurden oder Ihnen das Leben übel mitgespielt hat. Ich meine jene hereinschleichende Melancholie, für die wir oft keine konkrete Ursache benennen können. Die sich wie ein Nebel auf unser Gemüt legt? Vielen wird es wahrscheinlich schwerfallen, sich zu erinnern: „Wann war ich das letzte Mal melancholisch, habe die Stirn ans kalte Fenster gepresst oder vor dem Ofen gesessen und einfach nur vor mich hingestarrt?“ Unsere Zeit, unsere Umwelt, ja unser eigenes Inneres sträuben sich dagegen! Einfach rumsitzen und die Gedanken treiben lassen, ziellos im Meer der Wehmut? Dabei Weltschmerz spüren & keine Lösung in Sicht? Nein, das wollen wir nicht! Schnell sind wir dabei, jede aufkeimenden Melancholie zu vertreiben. Mit Geschäftigkeit oder im oberflächlichen Rausch des TV. Das ist schade! Solche melancholische Seelenreise ist keineswegs vergeudete Zeit! Wir können die Tiefen unseres Lebens erspüren die sich unter der Alltagsoberfläche erstrecken, etwas erahnen von der Größe, von der Göttlichkeit,die uns umgibt.

Melancholie, nein, das ist nicht nur traurige Schwere, das ist der Weg der tiefen Gedanken im Meer der inneren Ruhe! In den Wochen vor Ostern sind Sie eingeladen, sich auf diese Reise zu begeben: zu Hause, allein in einer Kirche, oder auch zur Passionsandacht. Heute zum Beispiel (18:00 Martinskirche) wird die Melencholia von Dürer uns inspirieren. Eines kann ich Ihnen schon verraten: sie ist keineswegs tränenverschwommene Traurigkeit!

Ihr Pfr. Th.-M. Robscheit

 

Melancholie

Der Artikel erschien erstmals in der Wochenendausgebe der Thüringer Allgemeinen am 07. März 2020

Die Passionsandachten 2020 in Apolda beschäftigen sich mit Stichen A. Dürers, die auch in der derzeitigen Ausstellung des Kunsthauses in Apolda zu bewundern sind.

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