8. August 2023

Was ist der Mensch?

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 129 of 136 in the series geistliches Wort

Was ist der Mensch? diese Frage stellt sich angesichts der immer leistungsfähigeren KI ebenso wie durch emotionale Nähe zu Tieren. In der Thüringer Allgemeine; Ausgabe Apolda wurde dazu eine dreiteilige Reihe abgedruckt.

Die Warteschleife

Liebe Leserinnen und Leser, bis vor wenigen Minuten hing ich in einer Warteschleife. Ein Computer hat mich regelmäßig dies und jenes gefragt, konnte mir aber nicht helfen und so war der nächste freie Mitarbeiter für mich reserviert (nach 30 Minuten!). Wahrscheinlich kennen Sie das. Inzwischen ändern sich die Fähigkeiten von Computern so schnell, dass es bald schwierig werden dürfte, zu unterscheiden ob man mit einer Maschine oder einem echten Menschen redet. Schriftlich, z. B. bei chatten, ist das jetzt schon kaum noch möglich. Abgesehen vielleicht davon, dass Computer sich im Unterschied zu Menschen immer höflich und angemessen ausdrücken. Ein Computermagazin hat kürzlich eine Umfrage gestartet: Wie kann man herausfinden, ob man mit einer KI kommuniziert oder einem Menschen? Ein Ergebnis: eine KI kann schlechter „um die Ecke denken“ oder alltägliche Banalitäten in eine Überlegung einbeziehen: Sie kennen das Rätsel, wenn Wolf, Schaf und Stroh mit einem kleinen Boot über den Fluss gebracht werden sollen und man das so organisieren muss, dass sie sich nicht auffressen. Kann die KI lösen. Wenn Sie nach Huhn, Katze und Ziege fragen, wird ebenso eine kompliziertes logistische Lösung erarbeitet, obwohl es gar kein Problem gibt. Wenn Sie dann noch frech sind und die Antwort von ChatGPT in Frage stellen, wird eine neue „Lösung“ erarbeitet usw. Offensichtlich begreift die KI das eigentliche, unausgesprochene, Problem nicht; für einen Menschen ist das sofort klar: die drei würden sich nicht fressen. Macht das den Unterschied? Zeichnet uns das aus? Und was ist, wenn eines Tages die KI ebenso kreativ agieren kann? Was ist das typisch Menschliche? Wie ist das, wenn Mensch und Technik verschmelzen? Mit Gehhilfen hat es angefangen, dann Brillen, Hörgeräte, was kommt noch?
Was ist der Mensch? – Die Frage stellen sich Menschen wahrscheinlich seit es sie gibt. Durch die technische Entwicklung wird sie aktueller denn je. Könnten Maschinen einmal menschlicher sein als wir? Und was würde das bedeuten? Beim Verfassen der Bibel war an künstliche Intelligenz nicht zu denken, doch die Frage nach dem, was einen Menschen ausmacht wurde bereits im Alten Testament gestellt. mehrfach wir die Spannung beschrieben, in der Menschsein sich bewegt: wenig niedriger als Gott & gleichzeitig letztlich nur Staub wie alle Tiere.

Apropos Tiere – doch dazu mehr in der nächsten Woche.

Der Hund

„Mein Hund versteht mich!“, Sie kennen, liebe Leserinnen und Leser wahrscheinlich diesen Satz. Er wird mit tiefster Überzeugung vorgetragen & vielleicht gehören auch Sie zu den Menschen, die davon überzeugt sind. Dass erfahrene Hundetrainer da mit den Augen rollen, hat glaube ich weniger mit dem Verstehen des Hundes, als vielmehr mit unserer zwischenmenschlichen Kommunikation zu tun: Wir meinen etwas anderes, wenn wir von „Verstehen“ sprechen. Erinnern Sie sich an das geistliche Wort letzte Woche? Da hatten wir uns Gedanken darüber gemacht, wie Mensch und künstliche Intelligenz miteinander umgehen. Da können rationale Dinge besprochen und ausgetauscht werden. Das geht in der Kommunikation mit einem Tier kaum. Hunde können uns aber emotional verstehen und empathisch reagieren. Eine über 16.000 Jahre lange gemeinsame Geschichte hat beide, Hund und Mensch, geprägt. Viele menschliche Gesten „versteht“ ein Hund oft sofort, ohne dass er das erlernen muss. Manchmal ist uns ein Hund weit näher, als andere Menschen. Nach biblischer Vorstellung sind Mensch und Tier aus Staub und solange sie lebendig sind, sind sie von Gottes Geist beseelt. Da stellt sich die Frage, was ist das Besondere am Menschsein, was unterscheidet vom Tier? Alle „menschlichen“ Eigenschaften werden auch bei Tieren beobachtet. Und nicht zuletzt ist auch das Paradies nicht nur den Menschen vorbehalten: die Tiere wurden nicht aus dem Garten Eden vertrieben und Jesaja beschreibt in einer Vision, wie Wölfe, Lämmer, Bären und Rinder miteinander im Paradies friedlich leben. Was ist der Mensch? – vielleicht, dass er als einziges Lebewesen dieser Erde… doch dazu mehr in der nächsten Woche.

 

Verhältnis zu Gott?, vielleicht

Was ist nur der Mensch? fragen wir uns, liebe Leserinnen und Leser. Intelligenz hat er nicht alleine, Empathie auch nicht. Und die Möglichkeit, vorausschauend zu handeln ebenso wenig (& oft genug nutzt er sie auch gar nicht). So fragt ein Beter in Psalm 8: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott… …Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere,“ – u. A. Aussagen wie diese haben dazu geführt, dass der Mensch sich als etwas Besonderes, als Krone der Schöpfung und ähnliches verstanden hat und sich oft genug wie ein despotischer Alleinherrscher gegenüber anderen Lebewesen verhält. Aber ist der Mensch etwas Besonderes? Im Verhältnis zu Gott, vielleicht. Zumindest hat der Mensch in sich ein Gespür für Ideale, Visionen, für Ewigkeit und Transzendenz. Im Verhältnis zur Schöpfung aber ist er nichts Besonders, sondern er hat eine besondere Aufgabe: so zu agieren, dass die Erde ein lebenswerter Ort für Pflanzen, Tiere und nicht zuletzt für heutige und künftige Generationen von Menschen ist und bleibt. Der Mensch ist ein Teil dieser Welt, aber im Unterschied zu allen andern ist er für das Ganze verantwortlich und darf sich bei dieser gewaltigen Aufgabe auf Gottes Unterstützung verlassen.

 

Die Artikel wurden erstmals in der Apoldaer Ausgabe der Thüringer Allgemeinen  vom 22.07.; 29.07. & 05.08. veröffentlicht.

Meinen Dialog mit ChatGPT kann man hier nachlesen: Sichere Tierüberquerung

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