Wer die Hand an den Pflug legt
Liebe Leserinnen und Leser,
den Christen allgemein und der Bibel insbesondere wird ja gerne mal nachgesagt, dass sie etwas von gestern seien. Oft widerspreche ich, aber was den folgenden Vers angeht? „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ (Bibel, Lukasev 9,62). Dieser Spruch soll in der neuen Woche begleiten, doch wer versteht dieses Bild? Durch die Bauernproteste der vergangenen Wochen ist nun wieder etwas mehr im Bewusstsein, dass Felder bearbeitet werden müssen und dass man dafür „Treibstoff“ benötigt. Früher Hafer & Stroh, heute Diesel. Aber wie Pflügen genau funktioniert, kann kaum noch einer aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Warum soll man sich nicht umdrehen? Damit man nicht verreißt & die Furchen krumm werden? So etwas ist sicherlich gemeint: den Blick nach vorne, auf das Ziel richten & nicht zögerlich bei aktuellen Unwirtlichkeiten alles hinterfragen. Vor einiger Zeit war ich beim Fahrsicherheitstraining. Abgesehen davon, dass das wirklich viel Spaß macht, lernt man natürlich auch theoretisch und praktisch eine Menge. U.a., wie man ein ins Schleudern gekommenes Auto wieder fängt: Blick nach vorne, dorthin wohin man eigentlich will! Der Rest ist Unterbewusstsein, Routine & Physik. Es ist erstaunlich, wie gut das klappt! Aber keinesfalls darf man zögerlich sein oder auf die Straße direkt vor einem schauen, das geht dann schief! Etwas entschleunigter ist das Bild, das Jesus verwendet, aber es meint das selbe: behalte das Ziel im Auge, verliere Dich nicht im Klein-Klein! Dann gelingt der Rest. Diese Erfahrung können wir nicht nur in unseren religiösen Bezügen, sondern auch im ganz normalen Alltag machen! Und der schöne Nebeneffekt: meistens macht dann alles auch mehr Spaß!
Ihr Pfarrer
Th.-M. Robscheit
Die Artikel wurden erstmals in der Apoldaer Ausgabe der Thüringer Allgemeinen vom 1.3.2024