9. Oktober 2022

Wissensdurst

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 125 of 134 in the series geistliches Wort

Liebe Leserinnen und Leser,

seit es Bildung gibt, wird darüber geschimpft, dass ebendiese bei der jungen Generation immer schlechter wird. Ich hoffe, dass diese Einschätzung nur aus der etwas verkrusteten Weltsicht der jeweils älteren resultiert und falsch ist. Allerdings erinnere ich mich noch gut, wie ich als Jugendlicher über das Wissen meines Großvaters (geb. 1911) gestaunt und dessen große Neu- und Altsprachenkenntins bewundert habe. „Soviel Bildung werde ich nie haben!“, stellte ich resigniert fest. Andererseits: von Chemie oder Physik hatte er nicht den blassesten Schimmer.

Vermutlich geht es den meisten von uns so, dass sie blinde Bildungs-Flecken haben, sei es in der Kunst, Wärmetechnik, Musiktheorie oder Religion. Ich bewundere Menschen, die das so nicht hinnehmen sondern, die sich auch als Erwachsene mit neuen Wissengebieten befassen, Sprachen oder Malen lernen. In dieser Woche war ich als Pfarrer in so einer Gruppe. Zunächst war ich überrascht, dass es gebildete Menschen gibt, denen Grundzüge der Bibel völlig fremd sind, doch dann war es ein unglaublich spannender Abend. Es macht Spaß, Menschen zu erleben, die ihren Horizont erweitern und ihnen dabei zu helfen. Meinem Großvater damals hatte das große Freude gemacht. Inzwischen bin ich selber Opa und frage mich, ob es mir bei meinen Enkeln ebenso gelingt und ich meinen „Erfahrungsschatz“ dabei nicht für das Maß aller Dinge halte. Und wie ist das bei Ihnen?

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen ein spannendes Wochenende. Seien und bleiben Sie neugierig, unvoreingenommen und wissensdurstig wie Kinder.

 

Der Artikel wurde erstmals veröffentlicht in der Apoldaer Ausgabe der Thüringer Allgemeinen  vom 08. Oktober 2022

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