Erntedank
5. Oktober 2020

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 113 of 134 in the series geistliches Wort

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.

Liebe Leserinnen und Leser, dieser Vers aus dem 145. Psalm steht über diesem Wochenende. Nein nicht 30 Jahre deutsche Einheit (gibt es die denn überhaupt), sondern Erntedankfest. Der Vers stammt aus einem der zahlreichen Dank- & Lobpsalmen. Für viele unserer Mitbürger stimmt der erste Teil des Verses so nicht, für Millionen unserer weltweiten Mitmenschen stimmt zwar der erste Teil, aber der zweite leider nicht. Vor 2500 Jahren war man sich in Israel auch durchaus bewusst, dass das täglich Brot keineswegs alltäglich ist. Trotzdem lobt man Gott und dankt ihm! Nein, nicht „trotzdem“. So ist unser heutiges egozentrisches Denken: Alles muss für mich da sein. Und zwar sofort! Was wird sich nicht überall aufgeregt & wieviele unserer Mitmenschen fühlen sich dauern benachteiligt und gegängelt! Als der Psalm geschrieben wurde, waren Menschen wirklich Willkür und Launen ausgeliefert. Recht gab es mehr in der Theorie als in der Praxis, und den Anspruch auf etwas zu essen, Kleidung oder gar ein gutes Leben hatte man nicht. Bei der offenkundigen Verletzlichkeit des Lebens und seiner Grundlagen, hat man Gott nicht trotzdem gelobt & war dankbar, sondern gerade deswegen. Das Leben und alles was es erhält, lebenswert und schön macht, sind Geschenk und nicht Selbstverständlichkeit! Fröhlich hat der Beter auf seinen mühevollen Alltag geblickt.Wie weit ist solches Denken von uns heute weg! Vielleicht, liebe Leserinnen und Leser, schieben Sie für ein paar Augenblicke alles Ärgerliche bei Seite, halten einen Moment inne und überlegen sich: Wofür bin ich heute dankbar?

Und Sie werden sehen: ihr Leben wird für Sie schöner.

Ihr Pfr. Th.-M. Robscheit

 

Erstmals erschienen in der Apolda Ausgabe der Thüringer Allgemeinen vom 3.10.2020

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