20. Januar 2024

Gutes & Schlechtes

Von Th.-M. Robscheit
This entry is part 132 of 136 in the series geistliches Wort

Gutes & Schlechtes

„Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ Aber bevor Sie jetzt, liebe Leserinnen und Leser, das wegwischen mit dem Satz, „Ich glaube nicht an Gott!“, lesen Sie die nächsten Zeilen!  „Gott“ können sie nach eigenem Duktus auch mit „Schicksal“ oder „Universum“ ersetzen. Diese Frage ist nämlich nicht von mir, sie ist alt, sehr alt. Wir finden sie heute in der Bibel, genauer im Alten Testament im Buch Hiob (2,10),  Hiob ist eine literarische Gestalt, die in Erzählungen des Orients ab etwa 2.000 vor Chr. auftaucht. Der Hintergrund aller dieser Erzählungen ist die Frage nach dem Leid, das Menschen im Leben erfahren. Ist das gerecht? Also Strafe für falsches Verhalten anderen Menschen gegenüber zum Beispiel?

Die Welt scheint eine Ordnung zu haben. Das sehen und merken wir tagtäglich und haben es tief in unser Unterbewusstsein aufgesogen: Wenn ich der Flamme zu nahe komme, verbrenne ich mich. Wenn die Sonne untergeht wird es bald dunkel werden. Menschen haben Gesetzmäßigkeiten erkannt und in Naturgesetzen formuliert. Und selbst in menschlichem Verhalten meinen wir Muster zu erkennen: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein (Bibel, Prediger 10,8). Scheinbar ist es uns Menschen eigen, dass wir neben dieser offensichtlichen Ordnung Chaos und Zufall nur schwer akzeptieren können. Deswegen entstand die Vorstellung, dass ethisches oder unethisches Verhalten Konsequenzen im Leben hat und man den Schluss ziehen kann: wenn es einem schlecht geht, hat man sich schlecht verhalten. Wir lachen schnell über dieses Denken, dabei ist es uns selber gar nicht so fremd! Wie oft hören wir die Frage: „Womit hab´das das bloß verdient?“ Im Buch Hiob wird dieses Denken verworfen und festgestellt: es gibt Ungerechtigkeiten. Menschen widerfährt Gutes und Schlechtes ohne dass es einen Zusammenhang zum bisherigen Leben geben muss. Es ist Zufall, Schicksal, glücklichen oder unglücklichen Umständen geschuldet. Die Frage ist dann: Wie gehe ich damit um? Bequem, aber keine gute Idee ist es, das Gute als selbstverständlich und das Schlechte als Ungerechtigkeit zu empfinden. Darüber kann man nur verbittern. Andererseits sollte man aber auch nicht so fatalistisch wie Hiob sein: „Der Her hat´s gegeben, der Herr hat´s genommen, gepriesen sei der Name des Herrn!“. Ich glaube es gibt unserer Seele Kraft, wenn wir gelegentlich innehalten und auf unser Leben schauen. Uns ganz bewusst kleine Freuden gönnen und schöne Momente schaffen. Dann können wir Gutes wahrnehmen und als Geschenk erkennen. So tanken wir Kraft für die Übel und vermeintlichen Ungerechtigkeiten des Lebens.

 

Die Artikel wurden erstmals in der Apoldaer Ausgabe der Thüringer Allgemeinen  vom 19.01.2024

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